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Und an der Leine führt er sich auf!!

Kürzlich erhielt ich die Anfrage einer Kundin für Einzelstunden. Ihre Fellnase, eine Australian Shepherd Hündin namens Mia hatte vor etwa einem Jahr damit begonnen, bei angeleinten Hundebegegnungen zu bellen und an der Leine zum anderen Hund hin zu zerren. Naja, kann jeder nachfühlen, dass das ziemlich doof ist!

Jedenfalls wichen andere Hundebesitzer mittlerweile eher aus und Frauchen hatte schon so einige vermeintliche Maßnahmen gegen Mia´s Leinenaggression versucht.

Vom Leckerchen geben bis hin zur Sprühflasche reichte die Palette. Bisher Alles vergebens. Mia´s “Attacken” wurden mit den Monaten eher schlimmer als besser. Und Frauchen fühlte sich peinlich berührt und ziemlich hilflos. War Mia doch ansonsten ein freundlicher und ohne Leine auch mit Hunden durchaus sozialverträglicher Vierbeiner.

“Bewaffnet” mit mehreren Dummy-Hunden zum Stellen von Übungssituationen vereinbarten wir im gewohnten Auslaufgebiet die erste Einzelstunde. Im Anschluss daran erhalten die Hundehalter bei uns immer schriftliche Zusammenfassungen der Tipps und Schritt-für-Schritt-Trainingspläne, um das in der Einzelstunde Gehörte nochmal zu verinnerlichen.

Mia´s Frauchen schrieb mir nach der Stunde:

Vielen Dank für die Zusammenfassung! Das hilft mir nochmal sehr und gibt mir Zuversicht, dass ich mein Problem in den Griff kriege. Hatte gestern 2 Begegnungen mit Hunden, die ruhig abliefen… kann Zufall sein, aber ich glaube, dass mir bereits die erste Stunde mit euch so viel Mut gemacht hat, dass ich selbstbewusst aufgetreten bin und Mia deshalb ruhig blieb. Danke! Bis Dienstag!

….Ich habe mich über die Mail mit diesem Inhalt wirklich sehr gefreut!

Was haben wir gemacht? Nun, Mia durfte lernen, dass Frauchen ihre Anspannung in Hundebegegnungen rechtzeitig erkennt und ihr zügig aus der unangenehmen Situation hilft. Das stärkte Mia´s Vertrauen in Frauchen so, dass sie ganz schnell entspannt an den Dummy-Hunden vorbeigehen konnte, ohne bellend in die Leine zu springen. Sie ist sogar kein einziges Mal “abgegangen”!!

Und Frauchen hatte gelernt: Ich kann ruhig bleiben, weiteratmen und ganz auf mich konzentriert mit Mia vorbeigehen. Ich übernehme für den Hund souveräne Führung und strahle diese auch aus. So kann sich Mia entspannen, weil sie die Verantwortung abgeben kann und ihr damit der Stress genommen wird.

Der neue Ablauf und die damit verbundenen Emotionen müssen natürlich von Mensch und Hund noch eingeübt und vertieft werden. Möglichst, ohne, dass Mia jemals wieder wild um sich bellen muß.

Die Hauptursache der Unsicherheit von Mia´s Frauchen ist die Szene, die sicher viele von uns Hundehaltern kennen:

Einer oder mehrere große Hunde kommen auf den eigenen, vielleicht sogar angeleinten Vierbeiner freilaufend zu. Offensichtlich ohne, dass irgendwo ein zugehöriger Besitzer anwesend ist. Oder dieser schreit aus weiter Entfernung: “Die tun nix, keine Angst!”

Was nun??!

Mia´s Frauchen hatte schon mehrfach solche Situationen und immer Angst, dass die Hunde Mia töten werden. Zum Glück ist sowas sehr, sehr selten. Auch wenn es mal vorkommen kann. Wenn Hunde -vor allem größere Hunde einen kleinen- wirklich töten wollen, helfen kaum Tipps. Meistens jedoch sind die entgegenkommenden Hunde nur unerzogen und aufdringlich. Und dafür gibt es durchaus Tipps:

  • Der sicherste ist meist der, dem eigenen Hund einen Maulkorb anzuziehen. Egal, wie groß der Hund ist – Maulkorb schreckt Menschen unglaublich ab. Eigentlich komisch, weil ein Maulkorb bestmöglich schützt. Aber du wirst sehen: Kaum kommt dein maulkorbtragender Hund in Sichtweite, tun andere Hundehalter sofort alles, um ihre Hunde ran und an die Leine zu bekommen. Naja, und das Giftköderproblem wäre damit auch gelöst (Dafür wäre allerdings auch unser Anti-Giftködertraining ausreichend.;-)). Dein Hund empfindet den Maulkorb wie wir eine Brille, wenn das Tragen kleinschrittig und positiv trainiert wurde. Maulkorbtraining ist bei uns Bestandteil des Tierarzttrainings und in den Erziehungsstunden
  • Eine andere schöne Möglichkeit ist die, dem Vierbeiner eine schreckliche, ansteckende Krankheit anzudichten. “Vorsicht! Mein Hund hat Räudemilben!”, wahlweise eine Pilzinfektion oder Zwingerhusten oder..oder..Wenn der andere Hundebesitzer in Rufweite ist, hilft das auch oft sehr schnell.
  • Sind die freilaufenden Hunde schon fast angekommen, kann man auch eine ganze Hand voll guter Leckerchen entgegen werfen. Die verfressenen Exemplare stoppen oft sofort, um sie einzusammeln. Bei den anderen gibt es häufig einen Überraschungseffekt und sie bleiben zumindest stehen. Was dir die Chance gibt, ruhig und zügig mit deinem Hund in die entgegengesetzte Richtung zu verduften.

Ich helfe Mia und ihrem Frauchen noch ein wenig, damit künftig beide immer locker bleiben können an der Leine.

Und dir wünsche ich viel Spaß beim Gassi und möglichst immer nette Hundebegegnungen!

 

 

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